Bist du ängstlich oder fürchtest du dich?

Traurige Frau vor dem Fenster

Eine Unterscheidung zwischen Angst und Furcht.

 

Wer sich regelmäßig im englischen Sprachraum bewegt, ist sicherlich schon einmal darüber gestolpert, dass die Emotion Angst im Englischen häufig mit fear oder anxiety betitelt wird. Gibt es da einen Unterschied oder sind es einfach zwei Wörter, die untereinander austauschbar sind?

 

Angst vs. Furcht

Tatsächlich ist es so, dass wir im Deutschen auch zwei Begriffe haben, die eben nicht ein und dasselbe sind. Auch wenn Angst überwiegend genutzt wird, gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Angst (anxiety) und Furcht (fear). 

 

Bei der Furcht handelt es sich um eine meist starke Reaktion auf eine tatsächliche Gefahr. Ein Reiz, eine Situation oder ein Objekt löst im Körper eine Alarmreaktion aus und unser Nervensystem reagiert entsprechend der Erfahrung mit einem seiner Überlebensmechanismen (Flucht, Kampf, Erstarren). Die körperliche Reaktion zeigt sich z.B. durch Ausschüttung von Stresshormonen, Erhöhung des Blutdrucks, Schwitzen, Herzklopfen, Übelkeit und Atemnot. Ist die Gefahr vorüber, reguliert sich das System wieder und die Ausschüttung von Stresshormonen stoppt. Furcht wird als Basisemotion (eine fundamentale Emotion) gesehen.

 

Angst hingegen ist eine emotionale Reaktion auf etwas Unspezifischeres, häufig in Form einer Erwartung oder Vorstellung in Bezug auf das, was passieren könnte. Es kommt zu Gefühlen der Beklemmung oder Sorge, die sich physiologisch unspezifischer äußern können. Auf körperlicher Ebene stellt man häufig Schlafstörungen, Muskelanspannung, Erschöpfung, motorische Unruhe und Appetitstörungen fest. Angst ist häufig nicht rational, von außen schwerer nachzuvollziehen. Angst wird als Cluster von Gefühlen gesehen, da sie häufig von Schuld, Scham, Wut und Traurigkeit begleitet wird. So kennt die Psychologie neben der generalisierten Angststörung vielfältige Phobien, die sich auf spezifische Trigger beziehen. Beispiele sind die Angst vor Schlangen, engen Räumen, Fremden, Trennung, Krankheiten, Infektionen….es gibt einfach unfassbar viele Phobien.

 

Doch wie kommt es dazu?

Ängste sind das Ergebnis der Lernerfahrung und einer Störung der natürlich Verteidigungsmechanismen, bei denen es zu übersteigerten Reaktionen auf eher ungefährliche Trigger kommt. Und trotz der Unterschiede - Furcht = erlebnisabhängig und konkret bzw. Angst = erlebnisunabhängig und diffus) - sind die gleichen neuronalen Systeme im Gehirn für ihren Ausdruck verantwortlich. Moderne, bildgebende Verfahren haben es möglich gemacht, mehr über Angst und Furcht im Gehirn zu erfahren. So weiß man, dass wir über ein Furchtgedächtnis verfügen. Diese Erinnerungen werden in der Amygdala aktiviert, im Hippocampus durch Informationen über Zusammenhänge ergänzt und im präfrontalen Kortex dann mit früheren (Lern-)Erfahrungen abgeglichen und bewertet. Das Ergebnis ist die individuelle Furchtreaktion. Sie ist so individuell, weil nicht nur unsere persönliche Erfahrung (unser Furchtgedächtnis) und genetische Veranlagung eine Rolle spielen, sondern auch die neuronale Verteilung und Stärke innerhalb dieser Hirnregionen. Man hat tatsächlich „Furchtneuronen“ und Neurotransmitter mit eigener Spezialisierung finden können.

Gab es nun in der Vergangenheit traumatische Erfahrungen, können diese Systeme fehlreguliert sein und damit auch die Furcht-/Angstreaktionen fehlleiten. So können Flashbacks (das Wiedererleben traumatischer Ereignisse) bei PTBS-Patienten zu enormen, übersteigerten Angstgefühlen führen. Das kann auch erklären, warum Panikattacken und spezifische Phobien für Außenstehende häufig so schwer zu verstehen oder nachzuvollziehen sind.

 

Und doch sind sie in unserer Gesellschaft so prävalent. Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Und die Auswirkungen für die Lebensqualität und den Alltag sind erheblich. So führen sie nicht nur zu Arbeitsunfähigkeit und Beeinträchtigung sozialer Funktionen, sie bringen auch eine Reihe von psychischen Komorbiditäten (weiteren Erkrankungen wie z.B. Depression, affektiven Störungen, Substanzmissbrauch) und körperlichen Krankheiten (Hypertension, COPD, Migräne, Herzkreislauferkrankungen, gastrointestinale Krankheiten) mit sich.

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