Trauma-integration

Illustration Window of tolerance
Fenster der Toleranz

Traumatische Lebensereignisse sind eine unvermeidbare Realität des Lebens und können aufgrund ihrer Schwere häufig nicht angemessen bewältigt und verarbeitet werden. Erfahrungen dieser übermäßig belastenden Art können einmalig oder mehrfach auftreten und gehen von unvorhersehbaren Ereignissen ebenso aus wie von Menschen. Sie können unterschiedliche Folgeerkrankungen psychischer und somatischer Natur nach sich ziehen. 

 

Laut Deutsche Traumastiftung ist „ein Trauma (griech.: Wunde, Verletzung) ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die von der betreffenden Person nicht bewältigt und verarbeitet werden kann“. 

 

Statistisch gesehen machen 30 bis 60 Prozent der Menschen in ihrem Leben eine extrem belastende oder lebensbedrohliche Erfahrung, andere Quellen berichten sogar von 70,4 % der Menschen weltweit. In dem Prozess erfährt der Mensch ein erhöhtes (körperliches) Stressniveau („toxic stress“).

 

Diese Überaktivierung kann nicht aufgelöst werden und zieht in der Folge physische sowie psychische Störungen nach sich. Es kann sich dabei um unmittelbare oder mittel- und langfristige Folgen handeln, mit weitreichenden Auswirkungen auf Persönlichkeit, Physiologie, Weltbild, Denken, Fühlen und Handeln.

Symptome von Traumafolgen

Zu den ersten Symptomen, die nach einem traumatischen Erlebnis auftreten, gehören Hyperarousal (schneller Atem, Herzrasen, Schwitzen, Gedankenrasen und Sorgen), Beklemmungsgefühle, Dissoziation (Abspaltung) und Verleugnen sowie Gefühle von Hilflosigkeit, Erstarren oder Bewegungslosigkeit. Aber auch nach solch einem Trauma können Symptome auftreten wie:

  • Übertriebene Wachsamkeit
  • Hyperaktivität
  • Geräusch- oder Lichtempfindlichkeit
  • Flashbacks
  • Schreckhaftigkeit
  • Albträume
  • Stimmungsschwankungen
  • Scham- und Schuldgefühle
  • Schlafprobleme

Ist das traumatische Erlebnis bereits lange vorüber, kann das Leben dennoch weiter durch eine Reihe von Symptomen, Erkrankungen oder Verhaltensweisen geprägt sein. Zu ihnen gehören: 

  • Chronische Schmerzen
  • Depression
  • Gestörte Emotionsregulation
  • Psychosomatische Erkrankungen (Kopfschmerzen, Migräne, Nacken- und Rückenprobleme)
  • Soziale Ängst
  • Übertriebene Unabhängigkeit
  • Chronische ERschöpfung
  • Endokrine Probleme (schwaches Immunsystem oder Autoimmunerkrankungen)
  • Fibromyalgie
  • Asthma
  • Verdauungsstörungen
  • Gefühle von Isolation
  • Verschlechterte Planungsfertigkeiten
  • Panik- und Angststörungen
  • Brain Fog
  • Vermeidungsverhalten
  • Risikoreiches Verhalten
  • Abhängigkeiten (Substanzen und Verhalten)
  • Gedächtnisschwierigkeiten (Amnesie) 
  • Beziehungsprobleme (Bindungssschwierigkeiten)
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Wut und Aggression
  • Sensorische Empfindsamkeit
  • Prokrastination

Trauma steckt im Körper

Frau liegt regungslos auf dem Boden.

Traumatischer Stress ist eine Konsequenz einer traumatischen Erfahrung. Diese Erfahrungen können körperlich, mental, emotional, generationell und institutionell sein. Sie können akut oder chronisch sein, d.h. nur einmal plötzlich oder über einen langen Zeitraum geschehen.

 

Trauma ist kein Ereignis an sich, sondern das, was geschieht, wenn unser Körper versucht, uns vor einer Bedrohung, oder was wir für eine Bedrohung halten, zu beschützen. Beispiele für Erlebnisse, die traumatisieren können, sind (nicht begrenzt auf) Krankheit, Unfall, Angriff, Vernachlässigung, Naturkatastrophen, Quälerei, Krieg, Folter, emotionaler, körperlicher und sexueller Missbrauch und sogar andere, wenn auch willkommene, Events wie die Geburt eines Kindes. Es kann uns als Kindern und auch Erwachsenen widerfahren, und auch wenn einige demographische Gruppen ein höheres Risiko haben, niemand ist immun dagegen.

 

Ob dieses traumatische Ereignis langfristig im Gehirn und Körper abgespeichert wird, hängt von einigen Faktoren ab, inklusive Resilienz, Unterstützung, soziales und familiäres Stigma und Zugang zu Ressourcen.

Schwarzweiß-Porträtfoto von einem Mann mit einer Hand vor dem Gesicht.

Es ist vielleicht eine Überraschung, dass Trauma im Gehirn und Körper gespeichert wird, doch genau das passiert, und es hat weitreichend und tiefgreifende Auswirkungen. Wenn wir in diesem Trauma feststecken, sagt der Verstand dem Körper, dass wir immer noch in Gefahr sind. Der Körper bleibt in einem hypervigilanten Zustand.

 

Traumatischen Erinnerungen fehlt oft die persönliche Geschichte oder ein verbaler Ausdruck. Die sensorische Rückbesinnung bedeutet, dass der Körper sich an das Trauma erinnert, der bewusste Verstand jedoch nicht. 

 

Der Körper kann auf vielerlei Arten auf Trauma reagieren. Emotionen können sich als körperlicher Schmerz manifestieren - manchmal in Teilen des Körpers, die nicht in das Trauma einbezogen waren. Traumatisierte Menschen fühlen sich ständig unsicher in ihrem Körper; die Vergangenheit ist als inneres Unbehagen ständig präsent. Ein Trauma kann Interozeption, Propriozeption, Exterozeption und Viszerozeption stören, doch diese Fähigkeiten sind wichtig, um sich „verleiblicht“ zu fühlen. Entkörperlichung führt zu einer Abkopplung von körperlichen und emotionalen Erfahrungen.

Das Nervensystem im Trauma

Traumatisierte Frau mit Händen vor dem Gesicht

Ist die Sicherheit in der Kindheit durch wiederholte Ereignisse mit traumatischer Tragweite gestört, können sich die Folgen noch Jahrzehnte später zeigen. Das Fehlen positiver Bindungserfahrungen führt zu Fehlregulationen, Dissoziationen und Abwehrmechanismen. Unterschiedliche somatische Erkrankungen, Depression, Angststörungen, Schlafstörungen, Scham- und Schuldgefühle sowie Verhaltensstörungen und Schulleistungsstörungen können bereits bei Kindern die Folge sein und/oder sich im Erwachsenenalter manifestieren. 

 

Wir Menschen sind mit einer Physiologie ausgestattet, die von Natur aus resilient ist, d.h. ganz einfach, wir halten eine Menge aus. Sehen wir uns einer bedrohlichen Situation gegenüber, aktivieren wir unsere Überlebensmechanismen. Unser sympathisches Nervensystem übernimmt die Schutzfunktion und flutet unseren Körper mit einer Kaskade and Hormonen - Adrenalin, Cortisol und Norepinephrin.

 

Was dann geschieht, ist je nach Situation eine von drei Reaktionen. Im Kampf-Modus entscheiden wir uns für den Gegenangriff, um in der Bedrohung die Oberhand zu gewinnen. Das muss übrigens nicht ganz wörtlich geschehen, indem wir jemanden physisch angreifen, das geht auch mit Worten und Taten. Evolutionär betrachtet versuchen wir, das wilde Tier mit bedrohlichen Gesten, Lauten und sogar Gegenständen (Stöcken, Steinen) zu vertreiben. Modern betrachtet ist es verbales Bedrohen, Resentiments oder Dominanz in anderer Form.

Die zweite Option ist der Flucht-Modus, der uns buchstäblich weglaufen lässt. Konkret rennen wir so schnell wie können, um unser Überleben zu sichern, oder wir entziehen uns dem Konflikt.

Aber es gibt noch eine dritte Reaktion, die Immobilisierung (Freeze-Modus). Im Tierreich wäre das „Totstellen“, in der Hoffnung, der Fressfeind verliert das Interesse oder wird unachtsam, was uns eine Fluchtmöglichkeit eröffnet. In diesem Modus werden Endorphine ausgeschüttet, die eine schmerzbetäubende Wirkung haben.

In der modernen Gesellschaft sind wir ebenfalls erstarrt, dissoziiert und abgekoppelt von unseren Gefühle, lassen Dinge mit uns machen und sind abgekoppelt von unseren Gefühlen. Wir fühlen uns machtlos und hilflos.

Trauma-Arbeit

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass wir Erlebnisse, Emotionen und Erinnerungen auf zellulärer Ebene abspeichern, was im Fall von Trauma dazu führt, dass der Körper noch lange nach einem traumatischen Ereignis reagiert. Hier können, auch das haben Studien nachgewiesen, alternative, auf den Körper bezogene Therapien - wie die somatische Psychotherapie - Nutzen bringen.

 

Zu den Methoden, die genutzt werden, gehören Bewegung in jeder Form, also nicht nur Laufen und Krafttraining sind hilfreich, auch und gerade traumainformiertes Yoga, das den Mensch erdet und ihn wieder in Verbindung zu seinem Körper bringt, kann unterstützen. Achtsamkeit ist eine therapeutische Praktik, die Gefühle von Hilflosigkeit und Stress im Zusammenhang mit Geräuschen, Gerüchen oder Emotionen besser regulieren hilft. Die ganzheitliche Entspannung mithilfe von Techniken wie Yoga Nidra, Progressive Muskelentspannung und Meditation in Kombination mit der Vagusnerv-Stimulation kann dazu beitragen, das Nervensystem zu beruhigen, zu regulieren, in Kontakt mit sich selbst zu treten und viele Symptome besser bewältigen zu können.

 

Alle Methoden tragen nicht nur zur Emotionsregulation, sondern auch zur Wahrnehmung bei: Körperwahrnehmung, sensorische Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung. Selbstverständlich ist die Aufarbeitung des eigentlichen traumatischen Erlebnisses Teil einer Trauma-Integration, so dass auch klassische kognitive Techniken und EMDR einen Platz haben.

 

Insgesamt sollte die Arbeit an Traumafolgen immer ein umfassender und ganzheitlicher Ansatz sein, der Gedanken, Gefühle und Verhalten einbezieht, aber auch das Wissen und die Informationen des Körpers nutzt...stets im Tempo, Umfang und der Intensität, die dem Menschen guttut, ihm Sicherheit bietet und die Integration ermöglicht.

* Mein Angebot ersetzt keine medizinische Diagnostik/Behandlung durch einen Facharzt. Die auf dieser Internetseite dargestellten Methoden und Verfahren stellen KEIN Heilversprechen dar. Für eine seriöse Arbeit als Therapeutin bin ich verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, dass ich naturgemäß KEINE Erfolgsgarantie gewähren kann, d.h. für das Nicht-Eintreten der gewünschten Wirkung/Ergebnisse übernehme ich keine Haftung.  Demnach kann keine Linderung oder Verbesserung  garantiert oder versprochen werden.

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